Dienstag, den 28. Februar 2006 um 00:00 Uhr
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Jahrelange Kämpfe um Entschädigung für die Unfallopfer

Unfallopfer haben es schwer: Sie müssen nicht nur mit den oftmals lebenslangen Unfallfolgen fertig werden, sondern vielfach auch jahrelang um Entschädigung kämpfen.

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Erschienen im Hamburger Abendblatt vom 28.02.2006

Unfallopfer haben es schwer: Sie müssen nicht nur mit den oftmals lebenslangen Unfallfolgen fertig werden, sondern vielfach auch jahrelang um Entschädigung kämpfen, weiß der Buchholzer Rechtsanwalt Jürgen Hennemann. "Die Versicherungen haben viel Zeit und Geld, die Unfallopfer meist beides nicht", oft gebe es zähe Streits um Experten-Gutachten. Fälle aus Hamburg:

Fall 1, Manuela Steiner, das Dom-Opfer: Nachdem ihr erster Anwalt sich Jahre mit der Haftpflichtversicherung des Fahrgestellbetreibers außerhalb des Gerichts stritt, erhob er schließlich 2003 Klage - gegen den Fahrgestellbetreiber, dessen Haftpflichtversicherung dahintersteht. Steiners neuer Anwalt Hennemann erhöhte die Klage zwischenzeitlich auf ca. zwei Millionen Euro. Der Haftpflicht-Versicherer erkennt den Schaden nicht an. "Die Gegenseite bestritt bisher alles, bis auf die Existenz des Doms", so Hennemann. Er ist Fachanwalt für Versicherungsrecht. Es gab bisher zwei Gerichtstermine. Im Juni 2006 gibt es einen Ortstermin. Das Pikante: Die Versicherung des Fahrgestellbetreibers, die im Haftpflichtprozeß einen Unfall hartnäckig bestreitet, ist gleichzeitig die private Unfallversicherung des Opfers. Als Steiner bei ihr eigene Ansprüche aus dem Unfallschaden anmeldete, erkannte die Versicherung dort einen Unfall an.

Fall 2, Matthias A.: Auch dort will eine Unfallversicherung nicht zahlen. Der einst gesunde Familienvater stürzte von einer Leiter, erlitt ein Schädelhirntrauma, bleibt ein Pflegefall. Seit Jahren verklagt er die Versicherung, auf rund 600 000 Euro. Hennemann: "Die Rechtslage ist eindeutig zu seinen Gunsten, aber noch immer gibt es keine Entscheidung."

In beiden Fällen rügt Anwalt Hennemann, daß das Landgericht Hamburg zu versicherungsfreundlich agiere: Es seien vom Gericht Sachverständige beauftragt, die zumindest auch lange in Büros, medizinischen Einrichtungen gearbeitet hätten, die schwerpunktmäßig Gutachten für die Versicherungen erstellten. Hennemann: "Ich will keine Pauschalkritik erheben, aber hier wird der Eindruck erweckt, daß einige Kammern nicht neutral, sondern allzu versicherungsfreundlich entscheiden." Eine Landgerichts-Sprecherin wies gegenüber dem Abendblatt die "pauschalen Vorwürfe" zurück.

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